'Fahrt nach Nikel'    2014

Meine  Reise nach Nikel  2008


Es war kalt, sehr kalt, der Flug nach Kirkenes hatte Verspätung, die dunkelgraue Wolkendecke hing tief über dem verschneiten Land. Auf dem Rollfeld marschierten wir im Gänseschritt zum Ausgang, in der Halle beschlugen die Brillengläser, vor dem Flughafengebäude mussten wir warten. Die Fahrt zum Hotel war kurz und der Abend lang.
Am nächsten Tag wartete unser Bus schon auf uns, die Fahrt nach Murmansk konnte beginnen. An der russischen Grenze begann eine andere Welt, nur Himmel, Wolken, Schnee und Fensterscheiben waren  mir geblieben. Die Grenzkontrolle durch die norwegischen Beamten verlief verhalten freundlich und in ruhiger Atmosphäre. Dann musste ich durch eine Art Scanner-Kabine, es wurde  akribisch geprüft, ohne jegliche emotionale Reaktion.  Nach diesen Formalitäten musste ich durch ein Drehkreuz ohne Gepäck und erhielt auf russischer Seite meine Pass- und Zollpapiere sowie das Gepäck. Im Bus gab man uns Verhaltensregeln : während der Fahrt keine Fotografien, kein Halt, keine offenen Fenster, keine Fragen, keine Erklärungen….es war gespenstisch. Wir fuhren auf  einer geraden  auf einem Wall gelegenen Straße, zum Teil schlecht ausgebaut, die Landschaft  kahl, erfroren, keine Menschen, abgebrannte und abgestorbene Baumstümpfe, kein Rauch, grauer Himmel, schmutzige Schneelandschaft, dunkle, tote Flächen, Sumpf, Wasserstellen, Seen….. In der Ferne eine Stadt, Nikel, wie das Umland, durch das wir fuhren, militärisches Sperrgebiet. Kein Ausländer ist erwünscht, auch die norwegischen wie russischen Mitreisenden setzten abweisende Gesichter auf: verbrannte Erde, vergiftete Natur, die durch den Abbau von Nickel entstandenen Gifte, Rauche und Pestizide haben Menschen, Tieren und Landwirtschaft schwer geschadet.
Die Sonne bricht durch, der hängende Rauchnebel hebt sich etwas und es blitzt blaues Wasser auf, grünliche Wasserflächen, braunschwarze Gesteine funkeln in der Sonne. Die schwarzen, wie mit Fettkohle angestrichenen Baumstümpfe heben sich dunkel vom flirrenden Hintergrund ab. Irgendwo sehe ich auch etwas Beigegelbes, vielleicht Sumpfrohr? Das Schöne ist präsent, ist erfahrbar, erlebbar, ich sehe das Schöne, ein  kontemplatives Versenken in die vorbeiziehende Landschaft, die Zeit steht still.
(Ästhetische Anschauung und sinnliche Wahrnehmung ist zweierlei.) .  TGWiebus


Das Bild ‚Fahrt nach Nikel‘ hat das Bildformat 100 x 120 cm, es ist weniger auffallend, scheinbar ein eingängiges Bild. Eine klare Bildkomposition mit hohem Horizont, wenig Gliederung im oberen Bilddrittel: mehr Waagerechte als Senkrechte, breit angelegte Flächen in Helle und Kälte lagern sich übereinander. Farbschichtungen leuchten durch und sind doch opak. Von außen ist das Bild hermetisch; die Lösung kommt vom Bild selbst. Feinste Fissuren in der  Blockweiße, Äderchen von Farbspuren, vorsichtiges  Heraustasten  aus der Kälte. Belebungs-   und Wiederbelebungs- Spuren nach dem Menschen. Keine Verwüstung, Nach-Denken.  Dr.K.Keßler


Nikel ist eine russische Stadt in Nordwestrußland, ca. 7 km von Norwegen entfernt und gehört zum Bezirk Murmansk. Die Förderung der regionalen Nickelvorkommen hat durch den enormen Schwefeldioxydausstoß zu einem enormen Waldsterben und Naturschädigungen  geführt.